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Dienstleistungs- und Vermittlungsportale sind inzwischen weit verbreitet im Netz. Plattformen, auf denen Services online zwischen Anbietern und Kunden vermittelt werden. Kaum eine Dienstleistung, die nicht auf diese Weise abgedeckt ist – selbst Bestatter lassen sich inzwischen vergleichen. Doch sind die Portale dabei Totengräber der Qualitätsstandards oder servicestarker Nachfolger der Gelben Seiten? Ein genauerer Blick auf die Umzugsportale hilft Vor-und Nachteile einzuordnen.
Wer einen Umzug plant, sucht Umzugsspeditionen für einen Vergleich. Dies erfolgt klassischerweise über das Branchenbuch, Tipps von Freunden oder per Internet-Recherche. Und hier setzen die Umzugsportale an. Als Vermittler der Dienstleistung Umzug stellen sie die Onlineplattform für den Kontakt bereit. Der Kunde gelangt dort mit seinem Umzugsprojekt an mehrere Möbelspeditionen, die für seine Anforderungen und seinen Wohnort infrage kommen. Viele Portale bieten zusätzliche Services an, etwa Umzugstipps, Checklisten, Muster-Formulare, Versicherungsleistungen, Blogs, Verpackungsmaterial oder Adressaufkleber. Auch Beratungs-Hotlines werden oft angeboten.
Die Umzugsportale arbeiten nach verschiedenen Funktionsweisen. Der Kunde stellt in allen Fällen eine in der Regel kostenlose Anfrage, indem er Umfang und Aufwand seines Umzugs über eine Eingabemaske definiert und gewünschte Services angeben kann.
Ein Teil der Portale funktioniert dabei als Auftragsbörse. Die Kundenangaben zum Umzug werden auf der Website den angemeldeten Möbelspeditionen zugänglich gemacht. Diese unterbreiten dann auf dem Portal ihr Angebot im Stile einer Dienstleistungsauktion. Oft kann der Kunde dabei seine maximalen Preis-Vorstellungen angeben, die Speditionen versuchen sich dann in direkter Konkurrenz zu unterbieten, um den Auftrag zu erhalten.
Deutlich mehr Umzugsportale wählen selber Partnerbetriebe aus, an die sie die Umzugsanfrage des Kunden weitergeben. Die ausgewählten Umzugsspeditionen, in der Regel zwischen 5 und 10, können den Kunden dann direkt mit einem Festpreis-Angebot kontaktieren.
Einige Umzugsportale treten als digitale Komplettanbieter auf. Der Kunde gibt seine Umzugsdaten und Service-Wünsche an und bekommt ein in der Regel vergleichsweise günstiges Angebot direkt vom Portal. Jedoch hat er dabei keinerlei Einfluss auf die Auswahl der eingesetzten Umzugsfirma.
Die meisten Portale nehmen Mitgliedsbeiträge von den angemeldeten Möbelspeditionen und arbeiten zudem auf Basis von Provisionen. Diese sind dann an vermittelte Kundenanfragen oder erhaltene Aufträge geknüpft. Zumeist zahlen die Umzugsunternehmen bereits für übermittelte Kundenanfragen. Unabhängig davon, ob sie beauftragt werden oder nicht, denn die Portale verkaufen die Anfrage an mehrere Betriebe. In sehr seltenen Fällen muss der anfragende Kunde eine Gebühr entrichten. Einige Portale binden Werbebanner und anderweitige Werbung in ihren Auftritt ein.
Auf manchen Umzugsportalen wird damit geworben, dass nur Umzugsfirmen mit Gewerbeschein eine Registrierung vornehmen können. Einige wenige Portale geben an auf Betriebe zurückzugreifen, die Mitglied in einem Verband wie etwa der AMÖ sind. Damit scheinen es jedoch nicht alle der Anbieter wirklich so genau zu nehmen.
Einige Portale vergeben zudem eigene Qualitäts-Zertifikate an Speditionen. Hauptkriterium bei den meisten Plattformen sind jedoch die Kundenbewertungen. Viele Portale stützen sich gänzlich auf diese Rezensionen und richten sogar die selbst vergebenen Qualitäts- Zertifikate danach aus. Das ist nicht unproblematisch, da die Echtheit von Bewertungen nie hundertprozentig verifizierbar ist. Algorithmen und geschulte Mitarbeiter kämpfen gegen immer professioneller erstellte, gefälschte Bewertungen. Wenig erstaunlich sind positive Bewertungen heute doch wertvoller denn je. Nicht nur, weil die meisten Kunden inzwischen nach Rezensionen auswählen. Sondern eben auch, weil Dienstleistungsplattformen wie die Umzugsportale ihre Partnerbetriebe oft danach verifizieren.
Dem Kunden erspart die Anfrage über ein Portal zunächst einmal die Recherche, er gelangt direkt zum Vergleich einiger Angebote von Umzugsunternehmen. Das spart Zeit, auch wenn der umsichtige Kunde sicher noch eine Recherche zu der oder den vom Portal offerierten Möbelspeditionen vornimmt. Zudem bereiten praktische Zusatzservices wie Tipps, Blogs und Checklisten der Portale auf relevante Umzugsbelange vor. Auch lassen die Plattformen auf einen günstigen Preis hoffen, da mehrere Umzugsfirmen direkt oder indirekt gegeneinander um den Auftrag buhlen. Soll möglichst günstig umgezogen werden, ist die Nutzung eines Umzugsportals für den Auftraggeber erst einmal durchaus interessant.
Umzugsspeditionen wiederum können hier Aufträge generieren. Dies insbesondere auch in Zeiten geringerer Nachfrage oder für eine effizientere Auslastung von Personal und Fuhrpark. Praktisch für die Möbelspeditionen – möchte der Umziehende einen gänzlich unrealistischen Preis zahlen, kann sich die Umzugsspedition eine Angebotserstellung, die immerhin auch Zeit beansprucht, sparen.
Für die Betreiber der Portale ist das Geschäft lukrativ, darauf lässt nicht nur die enorme Größe des Umzugs-Markts schließen. Auch die Anzahl der Umzugsportale und deren Eigner im Hintergrund lassen ein einträgliches Business vermuten. Immerhin sind dort insbesondere ein großer Medienverlag sowie auch Finanzinvestoren und Startups aktiv. Zudem auch freie Anbieter.
Die einzelnen Portal-Websites benötigen zwar eine konstante Systempflege und neue Partnerbetriebe müssen fortlaufend akquiriert werden. Dafür laufen Anfragen, ist das System einmal aufgebaut, weitestgehend automatisiert ab.
Viele der Umzugsportale gehören zusammen, Anfragen bei den einzelnen Partnerportalen bündeln sich dann bei einem Anbieter.
Die Auktion seines Auftrags ist für den Kunden reizvoll, kann er doch auf den Konkurrenzkampf der Umzugsunternehmen setzen und darauf hoffen, dass diese sich unterbieten. Nicht immer ist es Kunden bewusst, dass dabei auch Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen sind. Je seriöser, zuverlässiger und professioneller eine Möbelspedition arbeitet, desto weniger kann sie den Preis senken.
Im Vergleich mit der Auktion ist der Druck etwas geringer, vermittelt das Umzugsportal die Anfrage direkt an 5 bis 10 ausgesuchte Umzugsspeditionen. Nach welchen Kriterien die Portale vorgeschlagene Umzugsfirmen auswählten, bleibt allerdings undurchsichtig, da die Portale dies in der Regel nicht kommunizieren. Auch kommt es vor, dass der Kunde kein einziges Angebot erhält. Kein Wunder, denn auch die Speditionen können hierbei frei selektieren.
Beim digitalen Umzugs-Komplettanbieter wiederum gibt es immer wieder Klagen über die eingesetzten Umzugsfirmen. Bei diesen soll es sich oft um Subunternehmen und ausländische Billiglöhner handeln, an die Aufträge mutmaßlich für kleine Beträge weitergereicht wurden. Diese Subunternehmen verfügen dann weder über erfahrenes, geschweige denn über Fachpersonal, noch besitzen sie professionelles Know-how für den Umzug. In der Konsequenz kommt es oftmals zu beschädigtem Mobiliar, unpünktlichen Arbeitsleistungen und daraus folgenden Rechtsstreitigkeiten.
Sämtliche Umzugsportale versuchen, Umzugsvolumen und -aufwand eines potentiellen Kunden über ihre Eingabemasken und -formulare so genau wie möglich abzubilden. Immerhin entstehen die Angebote der Möbelspeditionen darauf basierend. Nicht ohne Grund aber setzen professionelle Umzugsbetriebe bei direkten Anfragen auf die Vor- Ort-Besichtigung und speziell geschulte Mitarbeiter. Laien verschätzen sich häufig bei der Kalkulation von Umzugsgut. Manches Umzugsunternehmen setzt nach der Auswahl durch den Kunden über ein Portal dann zusätzlich noch auf eine Wohnungsbesichtigung. Ein Mehraufwand, der wohl notwendig scheint.
Die Umzugsportale ersparen dem umzugswilligen Kunden Rechercheaufwand und sorgen durch den unmittelbaren Wettbewerb der Speditionen um einen Auftrag für günstige Preise. Alle Angaben für das Einholen mehrerer Umzugs-Angebote laufen über eine Seite, was den Aufwand gering hält. Über die Portale werden zumeist auch umfangreiche Informationen und Services rund um den Umzug geboten. Wem es also darum geht, kurzerhand günstig an eine Umzugsfirma zu gelangen, ist bei einem Umzugsportal an der richtigen Adresse.
Allerdings gehen auch Unwägbarkeiten mit der Nutzung einher. Die Qualität der Partnerspeditionen wird von den Portalen überwiegend an Kunden-Bewertungen festgemacht. Deren Echtheit sich jedoch nicht garantieren lässt.
Das Vergabeverfahren jener Portale, die Anfragen an eine Auswahl von Speditionen weitergeben, ist häufig intransparent.
Bei den Auktionen wiederum sollte der Kunde das Zustandekommen allzu niedriger Angebote hinterfragen. Wird dafür auf professionelle Mitarbeiter und Equipment verzichtet? Kommen Subunternehmer zum Einsatz? Wird an Umzugsleistungen gespart? Oder will der Anbieter mehr Geld durch Nachverhandlungen während des Umzugs einfordern? Qualität ist auf den Portalen nicht automatisch garantiert.
Breit aufgestellte Dienstleistungsportale mit diversen Handwerks- und Serviceangeboten bieten teils auch die Vermittlung von Umzügen an. Doch diese Plattformen sind oft nicht so im Thema Umzug drin. Die angebotenen Beratungshotlines haben in manchen Fällen keine fachliche, sondern nur administrative Kompetenz. Sprich, dort können Abläufe und die Funktionsweise des Portals erläutert werden, nicht jedoch Detailfragen zu Umzugsbelangen.
Wer keinerlei Risiko eingehen möchte, setzt auf ein professionelles Umzugsunternehmen. Ruft der Kunde direkt bei einem der bundesweiten Kooperationsbetriebe an, sind ihm Qualität und ein fachkompetenter Kontakt jederzeit garantiert. Denn hier sind Fachwissen und Expertise zuverlässig und ohne zwischengeschaltete Betreiber zugänglich. Die erfahrenen und zumeist alteingesessenen Möbelspeditionen bieten damit etwas, dass die Portale nicht liefern können – Sicherheit.