Inneneinrichtung und Umzugsbranche im Wandel der Zeit

Vieles hat sich in der Einrichtung deutscher Haushalte verändert seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Teils durch den sich wandelnden Geschmack und Zeitgeist, teils durch neuartige Einrichtungsgegenstände mit neu entwickelten Funktionen begründet. 

Umzugsspeditionen gibt es zwar schon sehr lange, die letzten 70 Jahre aber waren von besonders intensiven Veränderungen geprägt – im Wandel der Stile von Möbeln, Inventar und Inneneinrichtungen, dem Umzugsgut also. Ebenfalls weiterentwickelt hat sich das Umzugsequipment der Möbelspeditionen mit den sich ändernden Anforderungen. Daher lohnt der Blick auf diesen Zeitraum ganz besonders. 



Öfen und Herde – Schwergewichte der Fünfzigerjahre fordern die Umzugsunternehmen

In den ersten Jahren der jungen Republik ist nicht nur die Auftragslage groß. Häufig ist es auch das Gewicht der Umzugsgüter. Da sich die Zentralheizung erst nach und nach verbreitet, wird vielfach noch mit Öfen geheizt. Eine Reihe von Modellen der zum Heizen genutzten metallenen und gusseisernen Öfen oder Herde sind transportabel und hochpreisig. Die Mitnahme im Rahmen des Umzugs daher durchaus logisch. Eine gewichtige Aufgabe stellt zudem der Umzug seinerzeit noch recht verbreiteter Möbel des Jugendstils (um 1900 - 1920) und des Art Deco (1920-1940) dar. Gerade letztere Epoche steht für schwere Massivholzmöbel aus Mahagoni und Ebenholz. 


Einrichtungsgegenstände und Möbel sind in diesen Epochen häufig hochwertig, jedoch in der Regel nicht für eine Demontage vorgesehen. Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Möbelspeditionen jener Zeit, von denen einige noch heute existieren. Seit dem frühen Zwanzigsten Jahrhundert lässt sich immerhin auf Lastkraftwagen, etwa von Büssing, Henschel oder Daimler Benz zurückgreifen. Allerdings muss der Hausrat noch ohne hydraulische Ladebordwand verladen werden. Rampen oder kleine Kräne kommen stattdessen zum Einsatz.  


Mit den Jahren des `Wirtschaftswunders´ kommt auch der Einrichtungsboom. Die Ausstattung wird üppiger oder gänzlich erneuert, man gönnt sich wieder etwas im persönlichen Wohnumfeld. Viele Möbelstücke aus den 50er Jahren sind im Vergleich zu vorangegangenen Epochen eher schlichter und funktional gehalten. Der Verzicht auf massive Polsterungen, ausladende Verzierungen, schwere Hölzer oder Gusseisen macht sich für die Umzugsspeditionen positiv bemerkbar. Der leichte Nierentisch etwa erfreut sich daher nicht nur bei seinen Besitzern größerer Beliebtheit.


Gleichzeitig hält die Einbauküche Einzug, etwa die bekannte Form 1000der Firma Poggenpohl. Und zunehmend gelangen auch Elektrogeräte in deutsche Wohnungen, allen voran der Fernsehapparat. Der Röhrenfernseher ist indes nicht nur schwer, sondern zugleich empfindlich. Dies nicht zuletzt, weil die Bildröhre bei Beschädigung implodieren kann. Die ersten speziellen Transportbehältnisse für den sicheren Wohnortwechsel der Apparate entstehen in jener Zeit. 



Elektrische 60er – Fernsehapparat, Herd und Waschmaschine erobern die Haushalte 

Ein weiteres Schwergewicht verbreitet sich ab den Sechzigern, die elektrische Waschmaschine. Mit ihrem im Sockel positionierten Ausgleichsgewicht aus Beton liegen die meisten Maschinen über einem Gewicht von 100kg. Umzugsunternehmen müssen nun generell vermehrt den Transport von elektrischem Gerät samt Equipment und jeweils sachgerechtem Schutz einplanen. Denn auch Plattenspieler, Stereoanlagen und Boxen verlangen nach zuverlässigen Verpackungslösungen. 


In den Sechzigerjahren dominiert `Pop Art´ nicht nur die Kunst, sondern auch das Design, und bestimmt die damalige Inneneinrichtung. Es herrschen kontrastreiche, grelle Farben und Kunststoffe vor. Das Umzugspersonal begegnet nun zuweilen dem runden Ball Chair oder dem geschwungenen Panton Chair von Vitra. Designikonen des Jahrzehnts, die gerade ihre bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichten starten. Modernes Wohninventar ist in den 60ern auch dank zunehmend verwendeter Kunststoffe nicht unbedingt schwer. Einer effizienten Raumnutzung im Umzugslastwagen steht es indes zuweilen entgegen. Packdecken schützen aber empfindliche Oberflächen und sperriges Packgut zuverlässig.  



Modulare Möbelsysteme und IKEA – Montagen gehören fortan zum Umzug

Einen Meilenstein der Wohneinrichtung stellt die Eröffnung der ersten deutschen IKEA-Filiale 1974 dar. Von nun an ist modernes Interieur massentauglich, günstig und als Bausatz zu haben. Der Kunde kann (oder muss) seine Möbel selbst montieren. Mit der Zeit bieten dann auch die Umzugsunternehmen den Auf- und Abbau des schwedischen Mobiliars im Rahmen des Wohnortwechsels an. Dabei kommt die simple, standardisierte Bauweise und der bei Bedarf demontierte Transport der IKEA-Möbel den Speditionen entgegen. Jedoch sind Billy und Co. nicht unbedingt für häufige Umzüge gemacht, je nach Möbelstück sinkt die Qualität mit dem Umzug. In den Siebzigerjahren beginnt auch die Zeit der modularen Möbel. USM Haller etwa startet mit seinen Systemmöbeln einen Erfolgszug, der die Ausstattung von Büros maßgeblich und bis heute beeinflusst. Das raffinierte, modulare Möbelsystem ist zeitlos und hoch variabel. Es vereinfacht nicht zuletzt den Umzug deutlich. Für den Laien gestaltet sich der Aufbau zwar durchaus zeitaufwändig. Spezialisierte Umzugsprofis aber montieren dieses und andere Möbelbausysteme dank entsprechendem Werkzeug und Erfahrung zügig. Ein Service, den Kunden bei Möbelspeditionen mit entsprechender Expertise gerne nutzen. Insbesondere um den Ausfall von Arbeitszeiten bei Büroumzügen zu minimieren. 


Seit den Siebzigern können Umzugsfirmen auch auf Möbelaufzüge zurückgreifen. Mit diesen lassen sich Umzugskartons, Transportboxen und selbst größere Möbelstücke von außen direkt in die entsprechenden Etagen befördern. Das macht die Betriebe der Branche effizienter und schneller. Und schont neben den Treppenhäusern auch das Umzugspersonal.



Immer schnellere Stilwandel und wechselnde Trends mischen die Inneneinrichtung durch

Die Interieurs internationalisieren sich in den Achtzigerjahren mehr und mehr. Der Wechsel der Einrichtungsstile beschleunigt sich in dieser Dekade, und das Angebot wird immer breiter. Mit den zügig wechselnden Trends mischen sich die Stile in deutschen Wohnungen. In den 80er und 90er Jahren treffen deutsche Evergreens wie der Fliesentisch, die Schrankwand oder das Bauernmöbel mit den jüngsten Entwürfen von Interlübke, Rolf Benz oder IKEA zusammen. Viele Möbelstücke, wie etwa besagte Schrankwände oder Bauernmöbel, werden dabei sinnvollerweise von den Spezialisten des Umzugsunternehmens de- und remontiert. Das spart nicht nur Zeit, sondern vermeidet zudem Beschädigungen. 


Mehrfach kommt in den 70er bis 90er Jahren der Antiquitätentrend zurück und bringt schwere Truhen, ausladende Messingkronleuchter oder verzierte Massivholzsekretäre zurück. 


Doch die Neunzigerjahre steuern zur Historie der Einrichtungsstile auch noch Einbauschränke und Möbel mit Chrom Elementen bei. Möbelstücke mussten nun günstig sein und sind nicht selten einfacher Machart. Nicht ganz zufällig fällt in diese Zeit die starke Ausbreitung günstiger Möbel Discounter. 



Computer und Flatscreens verlangen speziellen Schutz beim Umzugstransport

Doch die letzte Dekade des Jahrtausends bringt auch den Personal Computer in deutsche Zuhause. Für die Umzugsfirmen gilt es nun oft, gleich mehrere Röhrenmonitore umziehen zu müssen. Viele Haushalte verfügen inzwischen über zwei oder drei Fernsehgeräte und mindestens einen Computer samt Monitor. Der Bedarf an Schutz für sensible Geräte gewinnt vor der Jahrtausendwende immer weiter an Bedeutung. 


Mit zunehmender Digitalisierung und technologischem Fortschritt in den 2000er Jahren und 2010er Jahren werden die Bildschirme dann flacher und leichter. Die Umzugsspeditionen ergänzen ihre Ausrüstung um solide Flatscreen-Boxen, antistatische Folien und andere Spezialverpackungen für Computer Equipment. Router, Drucker, Externe Speicher, Scanner sowie zunehmend auch Laptops und Spielekonsolen müssen akkurat für den Umzug gesichert werden. 


Die Einrichtungstrends sind in den Nullerjahren vielschichtig, die Anbieter vielzählig. So entsteht ein breites Spektrum mit großer Vielfalt. Insbesondere minimalistisches Design skandinavischer Prägung erfreut sich in der letzten Dekade großer Beliebtheit. Schmucke Vasen, leichte Regale, Anlehngarderoben, Tische und Stühle mit schlanken Holzbeinen sind gefragt. Sie sind nicht nur schick, sondern sparen den Möbelspeditionen zudem Gewicht und Laderaum. Denn die reduzierte Einrichtung ist schneller verpackt und verladen. Kunststoffboxen, hochwertige Kartons und Styropor-Füllmaterial können dabei auch empfindliches Inventar wie Porzellan und hochwertige Kleinserienstücke zuverlässig schützen. 



Digitale Geräte und skandinavischer Minimalismus – neue Anforderungen für Umzugsbetriebe

Trotz aller Digitalisierung darf jedoch auch heute das Bücherregal in vielen Haushalten nicht fehlen. Dabei ist der zuverlässige Umzug mit sicherem Erhalt der Ordnungsstruktur gefragt. Bücher müssen, wie eh und je, vor Druck und Feuchtigkeit geschützt transportiert werden. 

Interessant werden die neuen Herausforderungen im beginnenden Zeitalter des Smart Home. Digital vernetzte Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und fernsteuerbare Technik, damit warten ganz neue Aufgaben auf die Betriebe der Umzugsbranche. Die Umzugsunternehmen haben die Entwicklung der Einrichtungsstile und des technischen Fortschritts begleitet und dabei Lösungen für die neuen Herausforderungen gestaltet. 


Mit den Aufgaben hat sich über die Zeit die Schulung der Mitarbeiter verändert. Durch neue Entwicklungen im Bereich des Umzugsequipments haben sich die Rahmenbedingungen in der Umzugsabwicklung optimiert, konnten Arbeitsprozesse effizienter gestaltet werden. So kommen heute bessere Verpackungsmaterialien und maßgeschneiderte Transportbehältnisse zum Einsatz. Technische Hilfsmittel, geräumige und leistungsstarke LKW sowie die digitalisierte Organisation und Planung haben den Umzug deutlich gewandelt. Weitestgehend unverändert blieb die Arbeit des Umzugsprofis dort, wo keine modernen Geräte helfen können. Zum Beispiel beim zuverlässigen Auf- und Abbau von Möbeln oder dem Transport durch enge Wohnungen und Treppenhäuser. Hier zählen nach wie vor Qualität, Erfahrung und Know-How der eingesetzten Mitarbeiter. So wie es bereits vor 70 Jahren und davor der Fall war. Und wie es auch in Zukunft sein wird.

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