Umzugscontainer auf Abwegen – wie die globale Seefracht in Unwucht geriet

Die globalisierte Wirtschaft wäre ohne den ISO-Container nicht denkbar. Welche Auswirkungen Probleme in den Transportketten der Seecontainer haben, erleben derzeit viele Wirtschaftsakteure weltweit. Ebenso triff es die Umzugsspeditionen, denn auch der Übersee-Umzug ist vom zuverlässigen Transport des Stahlcontainers per Schiff abhängig. Geringe Kapazitäten, hohe Kosten, lange Laufzeiten – der globale Seetransport scheint durch die Corona-Krise gänzlich aus dem Ruder gelaufen. Doch die Ursachen sind vielfältig.


Wer derzeit einen Umzug nach Übersee plant, muss mehr Zeit und Geld einkalkulieren als vor der Pandemie. Die weltweiten Probleme im Seetransport betreffen auch die TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) Umzugscontainer. Wie etwa 90 Prozent aller globalen Handelsgüter erreichen sie auf den großen Containerschiffen die internationalen Häfen, aktuell jedoch nicht reibungslos. Die Ladekapazitäten sind deutlich überlastet und Frachtraten für den Seecontainer teils rapide gestiegen. Manche Umzugsspedition berichtet von Preiszuwächsen bis auf das Siebenfache, abhängig von Route und Zielhafen. Es kommt zu langen Laufzeiten der Container und vermehrten Irrläufen, die im falschen Hafen landen, von wo sie erst per Schiff oder LKW zum Zielort transportiert werden müssen. Doch was sind die Ursachen? Die Covid-Pandemie als ein entscheidender Auslöser liegt auf der Hand. Der weltweite Handel sank infolge pandemiebedingter Einschränkungen und heruntergefahrener Produktionen, woraufhin viele Linienreedereien ihre TEU-Kapazitäten drosselten.


Covid-19 Pandemie bringt Lieferketten durcheinander und erhöht die Nachfrage
Jedoch stieg die Nachfrage nach Konsumgütern schon während der Pandemie schneller als erwartet wieder an. Wer zu Hause festsaß, konnte kein Geld für Reisen oder Freizeitaktivitäten ausgeben. Wohl aber für das eigene Domizil, weshalb etwa Elektronik, Baumarkt-Artikel und Sportgeräte angeschafft wurden. Vieles davon Importware aus Asien, die per Schiff über die Welt verteilt wird. Das Problem – die TEU-Kapazitäten waren verringert, Häfen pandemiebedingt eingeschränkt und das Logistiknetzwerk überlastet, etwa durch den Mangel an Personal und LKW-Fahrern. Zudem fehlte es an Containern, die zu Beginn der Corona-Krise bei Produzenten und in Häfen verblieben waren, die Schiffe wollten sie nicht leer mitnehmen. Doch ein Unglück kommt selten allein – im März 2021 blockierte der Containerriese >>Ever Given<< für Wochen den Suezkanal, hunderte Schiffe stauten sich an beiden Enden der Wasserstraße. Die Verzögerungen verursachten pro Tag einen wirtschaftlichen Schaden von mehreren Milliarden Euro. Die Folgen für die globalen Lieferketten, speziell zwischen Asien und Europa, waren fatal und sind noch ein Jahr später zu spüren.


Negative Einflüsse lassen Preise für Containertransport per Seefracht steigen

Die Kombination aus einer insgesamt anziehenden Weltwirtschaft, weltweit beeinträchtigter Abfertigung, fehlenden TEU-Containern und der Havarie im Suezkanal brachte die Verschiffung von Seecontainern gänzlich aus dem Takt. Mittlerweile sind mit der Inflation und dem globalen Anstieg der Rohstoffpreise weitere Treiber der Frachtraten hinzugekommen, die Teuerungsraten sind beträchtlich. Dabei war das Volltanken eines großen Containerschiffs mit Treib- und Schmierstoffen schon vor der Pandemie eine Investition mehrerer Millionen Euro. Reichlich negative Faktoren also, auch für den Seetransport von Umzugscontainern. Doch ist keineswegs ausgeschlossen, dass die Schiffsunternehmen nicht ebenfalls mitverantwortlich für die Angebotsverknappung und den Preisanstieg sind. Nahezu alle Container-Reedereien sind inzwischen in nur drei großen Allianzen vereint – eine enorme Marktmacht. Branchenkenner vermuten ein bewusst auf Knappheit ausgelegtes Angebotsmanagement der Reeder, was diese jedoch bestreiten.


Knifflige Lage für Betriebe der Umzugskooperationen

Eine schwierige Situation für den global agierenden Handel, wie auch für die kooperierenden Umzugsunternehmen. Lastet ihnen der Umzugskunde doch zunächst die höheren Kosten und längere Wartezeiten für den Überseeumzug an. Obwohl die Möbelspeditionen, genau wie vor der Pandemie, die Kosten für die Verschiffung eines Umzugscontainers lediglich weitergeben. Auf die Dauer des Seetransports haben die Umzugslogistiker ab dem Starthafen keinerlei Einfluss mehr. Und leider werden die Unwägbarkeiten für den Umzugstransport per Schiff zunächst bestehen bleiben. Zwar gibt es Prognosen, dass Angebot und Nachfrage sowie die Preise sich noch im Laufe des Jahres 2022 wieder ein Stück weit regulieren. Das vor-Corona-Niveau wird aber nicht mehr erreicht werden. Umzugskunden müssen künftig mit höheren Frachtraten für ihren internationalen Umzug planen. Auch macht es Sinn, ausreichend Zeit für den Seetransport des Umzugsguts zu kalkulieren, selbst wenn die Container-Laufzeiten sich wieder verringern. Die kooperierenden Umzugsspeditionen bieten nützliche Tipps und Empfehlungen zur Seecontainer-Logistik. Sie können, basierend auf ihren Netzwerken und täglichen Erfahrungen, über die aktuelle Lage auf den Weltmeeren informieren.

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